Möglicher Hersteller: Die Markierung bzw. das Monogramm HK wurde gewöhnlich zwei Herstellern zugeschrieben. Der berühmteste davon ist Hans Koch, der von 1554 bis 1599 aktiv war; er war allerdings in München ansässig und wohl auch eher auf größere Uhren spezialisiert. Der andere Uhrmacher ist Hans Kiening aus Füssen, der etwa während derselben Zeitspanne aktiv war, aber hauptsächlich für die Instrumente bekannt ist, die aus seiner Werkstatt stammen. Allerdings haben die Zeichen dieser beiden Uhrmacher eine andere Form als die gravierten Initialen auf diesen Uhren. Außerdem ist natürlich noch der zusätzliche Buchstabe “N” vorhanden, der deutlich auf die Stadt Nürnberg hinweist. Bis heute gibt es hier keinen klaren Favoriten, aber die Tatsache, dass es sich bei den Uhren sozusagen um Schmuckstücke handelt, lässt darauf schließen, dass der Hersteller ein Mitglied der Goldschmiede-Zunft war. Die Provenienz: Louis-Fidel Debruge-Duménil (1788-1838). Frankreich. Nach Erfolgen auf dem Grundstücksmarkt betätigte er sich während der letzten 10 Jahre seines Lebens als eifriger Sammler und trug wohl mehr als 15.000 Objekte zusammen, bei denen es sich um Sammlerstücke wie Elfenbeinstücke, Skulpturen, Emailarbeiten, Schmuck, Waffen, Gemälde und Zeitmessgeräte handelte, die aus dem Altertum bis ins 18. Jahrhundert datierten. Eine umfassende, 858 Seiten lange Studie und Katalogisierung der bedeutendsten Stücke der Sammlung wurde von Jules Labarte (1.) (1797-1880) erstellt; Labarte war ursprünglich Rechtsanwalt, bevor er 1823 Debruge-Dumenils Tochter heiratete und sich von da ab dem Studium der Kunstgeschichte widmete. Das Buch zur Sammlung wurde 1847 herausgegeben und war die Grundlage einer riesigen Auktion, die in Paris zwischen dem 23. Januar und dem 12. März 1850 stattfand (2.) und über 2.061 Losnummern umfasste. Die Schar der Käufer bestand aus Vertretern aller bedeutenden Museen der Welt und den bekanntesten Sammlern der Zeit, darunter auch Prinz Soltykoff. Die vorliegende Uhr wurde als Losnummer 1457 für 1.900 Francs an einen Monsieur Juste verkauft, einem Pariser Experten, der wahrscheinlich im Namen des Prinzen Soltykoff agierte (da er auch bei der Auktionierung der Sammlung des Prinzen im Jahre 1861 als Experte fungierte). Prinz Peter Soltykoff (1804-1889). Kunstsammler; Enkel des Grafen und späteren Prinzen Nikolay Ivanovich Soltykoff (1736-1816), und Sohn der Prinzen Dmitri Nikolaevich Soltykoff (1767-1826); ließ sich 1840 in Paris nieder, wo er eine wichtige Sammlung mittelalterlicher Objekte zusammentrug. Darunter befanden sich unter anderem eine herrliche Kollektion früher Klein- und Großuhren. Die besten darunter wurden von Pierre Dubois, einem Uhrenspezialisten und Schriftsteller, katalogisiert und 1858 in einem Buch veröffentlicht (3.). Die vorliegende Uhr ist abgebildet und beschrieben auf Tafel XII, Abb. 1-3. Dubois schätzte die Uhr als eine der bemerkenswertesten noch vorhandenen Zeitmesser ihrer Art in Europa ein. Prinz Soltykoffs vollständige Sammlung umfasste 1.100 Losnummern und wurde zwischen dem 8. April und dem 1. Mai 1861 während einer Auktion im Hôtel Drouot in Paris veräußert; sie enthielt mehr als 87 “Renaissance” Uhren und Kleinuhren. Diese Uhr wurde als Losnummer 406 für 3.010 Francs verkauft - die bei weitem teuerste Uhr der Auktion. Sie wurde von einem Mitglied der Familie Rothschild erworben. 48161 G: 2, 33 Z: 2, 16 W: 2, 41 120.000 - 250.000 EUR 134.400 - 280.000 USD 1.056.000 - 2.200.000 HKD Literatur: 1. Labarte, J. Description des Objets d’Art qui Composent la Collection Debruge Dumenil, V. Didron, Paris,1847, S. 730, Objekt 1457. 2. Bonnefons De Lavialle, Catalogue des Objets d’Art qui Composent la Collection Debruge Dumenil, Auktion in Paris, Januar bis März 1850, S.159, Los 1457. 3. Dubois, P., Collection Archéologique Du Prince Pierre Soltykoff, Horlogerie, V. Didron, Paris, 1858, Tafel XII, Abb. 1-3. 4. Pillet.C, Catalogue des Objets d’Art et de Haute Curiosité composant la Célèbre Collection du Prince Soltykoff... dont la vente aura lieu... les lundi 8 avril et jours suivants... /, Paris, 1861, S. 113, Los 406 5. Craft M.L., Only Time will Tell: Examination and Analysis of an Early German Watch, The American Institute for Conservation of Historic & Artistic Works, Band 14, 2007, S. 47-64. 6. J. Labarte Online-Biografie: https://www.inha.fr/fr/ressources/publications/ publications- numeriques/dictionnaire-critique-des-historiens-de-l-art/labarte- jules.html 7. Britten, F.W., Old Clocks and Watches and their Makers, E. & F. Spon, London 1932, 6. Auflage, S. 78, Abb. 74, 75. Von Britten als eine Arbeit nicht jünger als aus der “Mitte des 16. Jahrhunderts“. 8. Mannheim, C. (Experte), Catalogue des Objets D’Art….. composant l’importante et précieuse Collection Spitzer, Paris, 1893, Band II, Los 2713 und Tafel LXII. 9. Wypyski, Mark. 2002. Renaissance Enameled Jewelry and 19th Century Renaissance Revival: Characterization of Enamel Compositions. In: Materials Issues in Art and Archaeology VI, Herausgeber Pamela B. Vandiver et al. Warrendale, Pennsylvania: Materials Research Society. 223-233. 10. Wypyski, Mark. 2005. Unveröffentlichte analytische Untersuchung der Uhr WAM #58.31.