43* DER EINZIG BEKANNTE, DREI MELODI- EN SPIELENDE SINGVOGELKÄFIG MIT VOGEL-, BRUNNEN- UND SCHMETTERLINGSAUTOMAT Bautte & Moynier / Jean-David Maillardet / Courvoisier & Cie. / Charles- Frédéric Nardin, Schweiz, 410 x 215 mm, GesamtHöhe und -breite 460 x 320 mm, begonnen circa 1820 und fertiggestellt circa 1830 Musealer, außergewöhnlich feiner Singvogelkäfigautomat mit zwei singenden, hin und her springenden Vögeln, animiertem Wasserfall und flatterndem Schmetterling, Uhrwerk und phantastisch aufspielendem Musikspielwerk mit drei Melodien, stündlich auslösend sowie auf Anforderung Geh.: vergoldete Bronze, punziert und graviert, Glas. Zffbl.: versilbert, signiert, röm. Stunden, gebläute Breguet-Zeiger. Werk: Rechteckformwerk, Kette/Schnecke, Spindelhemmung, dreiarmige Messingunruh. MusikspielWerk: schweres Messingwerk mit Kette/Schnecke, Stiftenwalze und Vibrationsblätter, signiert Charles-Frédéric Nardin. AutomatenWerk: Rechteckformwerk, Messing, Stahl, Federhaus, Kette/Schnecke, rechteckiger Blasebalg, Kolbenpfeife. Dieses atemberaubende Kunstwerk vereint höchste Schweizer Handwerkskunst; sein beeindruckendes Erscheinungsbild kombiniert exquisites Design mit fortschrittlicher Uhrmacherkunst: In einem üppig verzierten Käfig springen zwei entzückend zwitschernde Singvögel mit flatternden Flügeln von einem Sitzplatz zum anderen, ein Schmetterling schlägt seine handbemalten, schillernden Flügel über einem belebten Brunnen, während dazu eine Melodie ertönt und die Zeit angezeigt wird. Das Gehäuse besteht aus drei Teilen: der Plinthe mit Hebeln zum Einstellen und Aktivieren des Automaten und der Musik, dem Sockel mit Uhrwerk und Musikspielwerk und dem Singvogelkäfig mit Automat. Die Plinthe: Oval, vergoldet (330 x 230 mm), Rille für einen vorgesehenen Glassturz. Rechts befinden sich vier Hebel für folgenden Funktionen: “Silence” (Hebel nach rechts, unterbindet das Auslösen der Musik, nach links zum automatischen Auslösen der Musik zu jeder Stunde) - “Musique” (zum Auslösen der Musik auf Abruf) - “Meme/ Autre” (zum Wiederholen der gleichen Melodie, oder zur nächsten Melodie zu wechseln) - “Musique d’Oiseaux” (zum Aktivieren der Singvögelautomaten, des Schmetterlings und des Wasserlaufs). Die Hebel sind mittels Gestänge mit den Steuerhebeln verbunden, die den Mechanismus der Musik und der Automaten auslösen. Der Sockel mit Uhrwerk und Musikspielwerk: Auf vier gedrückten, reich gravierten Kugelfüßen erhebt sich der rechteckige Sockel aus vergoldeter Bronze. Auf der Vorderseite befindet sich zentral das versilberte Zifferblatt mit der Signatur von Bautte & Moynier. Es ist ausgestattet mit römischen Ziffern und gebläuten Breguet-Zeigern, das Zentrum ist in Blütenform guillochiert. Flankiert wird das Zifferblatt von applizierten Musiktrophäen. Weitere Applikationen in Vasen und Sternenform befinden sich an den zwei Seiten und auf der Rückseite, deweiteren eine Bordüre aus Blättern und Perlen. Das UhrWerk: Das Uhrwerk löst das Musikspielwerk stündlich aus und stammt vermutlich aus der Werkstatt von Courvoisier et Cie, La Chaux-de-Fonds (tätig zwischen 1811 und 1845). Das Musikspielwerk: Das von Charles-Frédéric Nardin signierte Musikspielwerk wird zur vollen Stunde oder nach Anforderung aktiviert. Es stehen drei verschiedene Melodien zur Auswahl, alle über eine Stiftenwalze abrufbar. Unter den drei Melodien wurde “Der Jägerchor” aus der Freischützoper von Carl Maria von Weber (1786-1826) identifiziert. Singvogelkäfig: Rechteckiger Kuppelkäfig aus vergoldeter Bronze auf einem rechteckigen Sockel mit abgeschrägten Ecken und Klauenfüßen. Die Sockelfront und die -rückseite ist verziert mit einem aufgesetzten Blatt- und Blütenrelief aus Rosen, die Seiten mit Lorbeer. Darauf das Ziergitter aus Balustern, Ovalen, Dreiecken und Kreisen, eingefasst von vier Ecksäulen, die den urnenverzierten Käfigaufsatz mit der durchbrochenen Kuppel tragen. Diese besteht aus geschwungenen Stäben, Akanthus und C-Voluten und ist verziert mit einer Lyrenbalustrade und einer Urne als Bekrönung. Der Automat: Der Automat besteht aus zwei Singvögeln mit bunt schillerndem Kolibri- Gefieder und einem Schmetterling mit handbemalten, schillernden Flügeln an einem Brunnen. Wenn das Werk aufgezogen ist und der Schieber zum Starten des Automaten betätigt wurde, bewegen sich die Vögel zwitschernd und mit flatternden Flügeln und Schwanz hin und her. Ihre Schnäbel öffnen und schließen sich, während sie scheinbar von einem Sitzplatz zum anderen fliegen. In der Mitte befindet sich ein Brunnen mit bewegtem Wasserstrahl, der von sieben gewundenen, sich drehenden Glasstäben simuliert wird. Die Stäbe werden von einer vergoldeten Bronzeknospe bekrönt, auf der ein Schmetterling sitzt und seine Flügel über dem fließenden Wasser schlägt. Das Automatenwerk befindet sich im Sockel des Käfigs. Der Mechanismus ist aus Messing und Stahl und ist ausgestattet mit Kette/Schnecke, Blasebalg und Kolbenpfeife. Ein Aufzugsvierkant befindet sich im rechten Seitenpaneel des Sockels. In zwei der vier Säulen des Käfigs befinden sich die Bewegungsmechanismen der Singvögel. Innerhalb dieser Mechanismen befindet sich eine große Nocke, die die Hebel auf drei verschiedenen Achsen betätigt; auf seiner Welle sind verschiedene kleine funktionale Nocken montiert. Die Platinen enthalten einen großen rechteckigen Blasebalg, an dessen Ende eine Kolbenpfeife angebracht ist, der es ermöglicht den Vogelgesang so naturgetreu wie möglich nachzuahmen, in diesem Fall den Gesang des Kanarienvogels und der Nachtigall. Dieser Mechanismus ist auf Jean-David Maillardet (1748-1834) aus La Chaux- de-Fonds zurückzuführen. Provenienz: - Sammlung von Guido Reuge († 1994), Sainte-Croix, Waadt, Schweiz - Privatsammlung, Schweiz Literatur: Kerman-Bailly, Sharon, & Bailly, Christian, “Oiseaux de Bonheur, Tabatières et Automates”, Genève, Antiquorum Editions, 2001, S. 197-198.